Du musst Deine Krankheit annehmen. Du musst positiv denken. Du musst kämpfen. Du musst Dich therapieren lassen. Du musst den Ärzten vertrauen. Du musst an Deine Heilung glauben. Du musst Stress vermeiden. Du musst regelmäßig lachen. Du musst Deinen Lebensstil ändern. Du musst das Richtige denken. Um Deine Krankheit zu besiegen, musst Du nur die richtige Einstellung haben, dann kannst Du es schaffen. Du hast keine Wahl.
Die richtige Einstellung – wie geht das?
Es ist immer Deine Schuld
Denk bloß nicht darüber nach, dass Krebs etwas mit Kanzerogenen zu tun haben könnte. Das verwirrt Dich nur. Krebs ist ganz allein Deine Schuld, weil Du geraucht hast. Hast Du gar nicht? Dann hast Du ganz sicher irgendetwas anderes falsch gemacht. Wir suchen gemeinsam solange, bis wir was finden. Hauptsache Du denkst nicht darüber nach, warum Politiker und Lobbyisten immer die Grenzwerte nach oben korrigieren, anstatt etwas gegen Kanzerogene zu tun. Aus Dir soll ja schließlich keine Verschwörungstheoretikerin werden. Ändere zuerst Dein eigenes Leben, bevor Du andere (Politiker und Lobbyisten) kritisierst.
Angst gehört zum Krebs dazu
Du musst immer genug Angst haben. Und die muss man Dir am besten ansehen. Wer bei der Diagnose Krebs nicht genug Angst hat, der irritiert die meisten Ärzte, sowie Freunde und Angehörigen. Krebs ist gefährlich. Daran kann man sterben. Denke immer daran. Stell Dich vor den Spiegel und versuche, ausreichend ängstlich auszusehen. Nur dann wissen die anderen auch, dass Du Deine Krankheit verstanden und angenommen hast. Dann spielst Du die Rolle, die Du spielen sollst. Du tust einfach alles, was die Ärzte sagen und stellst keine der Therapien in Frage, die Dir vorgeschlagen werden. Denn eines steht fest: ganz egal, wie gefährlich und sinnlos es auch ist, der Krebs ist gefährlicher und sinnloser.
Überlege, was Du davon hast
Jeder Nachteil birgt auch einen Vorteil in sich. Diesen Vorteil musst Du für Dich finden. Es kommt Dir vielleicht wie ein Schlag in Dein Gesicht vor, dass Du das durchmachen musst, aber das hilft Dir nicht weiter. So darfst Du nicht denken. Und auf keinen Fall dürfen andere merken, wenn Du so denkst. Deine Krankheit birgt in sich eine wichtige Lektion für Dich und Dein Leben, die Du auch annehmen solltest, damit Du was daraus lernst. Und alle um Dich herum, warten darauf, dass Du ihnen sagst, was Du daraus gelernt hast. Darum denk Dir notfalls einfach irgendetwas aus. Erzähle ihnen die Geschichte, die sie hören wollen. Wie der Krebs Dein Leben zum Positiven verändert hat. Und sei sichtbar und laut hörbar dankbar, dass Du krank wurdest.
Du wurdest zum Leiden geboren
Sonst hättest Du ja keinen Krebs, oder? Vergiß niemals, ausreichend Leid oder Schmerz zu empfinden. Am besten beides. Wenn Du Schmerzen hast, dann brülle los, damit die Ärzte und Schwestern auch Deine Signale nicht missverstehen können. Schreie laut und aus vollem Hals. Wenn Du keine Schmerzen hast, dann tue wenigstens so, als ob. Du musst Dich ausreichend selbst bedauern. Trauere um Dich, als wärst Du für Dich selbst schon gestorben. Versinke tief in Selbstmitleid, damit die Psycho-Onkologen und Seelsorger auch genug zu tun haben. Du willst doch nicht, dass diese Leute sich nutzlos fühlen, oder? Wer Krebs hat, der muss leiden. Zerstöre nicht dieses Bild mit Deiner guten Laune.
Sei so passiv wie möglich
Wage es nicht, die Therapie in Frage zu stellen. Oder allgemein zu viele Fragen zu stellen. Das ist super wichtig, damit alle in ihrer Routine verharren können. Ärzte leisten die beste Arbeit, wenn sie ganz nach ihrer Routine handeln können. Du solltest sie nicht beschämen oder aus dem Konzept bringen, indem Du Fragen stellst, die niemand beantworten kann. Verärgere Deine Ärzte nicht, indem Du Dinge aus dem Internet zitierst. Du willst Doch nicht, dass die Leute, die Dir das Leben retten, sich dumm fühlen, oder? Unterschreibe alles ungelesen und sag ihnen, dass Du am liebsten gar nicht wissen möchtest, welche Medikamente Du bekommst und welche Studien beweisen, dass diese Dir auch helfen werden. Und wenn einer Dir schon eine Studie zeigt, die irgendwas aussagt, dann mach ein erstauntes Gesicht und sag ganz laut und mit rollenden Augen: “Ooooohhhh!” Denn dann fühlt sich derjenige super schlau und wichtig.
Falle niemandem zur Last
Regel schon mal alle Deine Angelegenheiten. Natürlich versprechen die Ärzte Dir nie, dass sie Dich dauerhaft heilen können. Sie geben Dir durch die Therapie nur die Chance, es maximal fünf Jahre zu schaffen. Nicht mehr und nicht weniger. Weiter geht die Statistik nämlich nicht. Du solltest für diese zusätzliche Lebenszeit dankbar sein. Und glaube jeder Statistik, die man Dir vorlegt. Wenn die Statistik sagt, Du sollst in drei Monaten sterben, dann halte Dich gefälligst auch daran. Ein Rückfall hingegen ist kein Grund, um traurig zu sein. Denn viele Menschen haben dadurch einen guten Job und können ihre Familien ernähren. Achte nur darauf, dass Du von Deiner Krankenkasse nie mehr forderst, als sie Dir zu geben bereit ist. Wenn Du die Therapien und Operationen nicht mehr aushalten kannst, dann wirst Du für die Krebs-Industrie wertlos, also mach alles mit oder sterbe. Aber wenn Du stirbst, dann wenigstens in einem Hospiz, damit noch jemand Geld damit verdient.
Entscheide Dich schnell!
Tue so, als wüsstest Du nicht, dass Du genug Zeit zum nachdenken hast. Krebs ist kein Notfall, aber Du solltest so tun, als ob Du morgen sterben könntest. Entscheide Dich für die Therapien, die man Dir anbietet, ohne viel zu überlegen. Les Dir Deine Aufklärungsbögen am besten gar nicht erst durch. Wird schon alles stimmen. Willst Du wirklich wissen, welche Nebenwirkungen Dich auch in fünf Jahren danach noch treffen können? Je schneller Du Dich entscheidest, desto schneller bist Du damit fertig und nur das allein zählt. Wie Du da durch kommst, ist egal. Wen kümmert schon die Zukunft? Wer Krebs hat, muss sich um die ferne Zukunft ja zum Glück keine Gedanken mehr machen. Nur um die nächsten fünf Jahre brauchst Du Dich zu kümmern. Und wenn Du durch die Chemotherapeutika oder Bestrahlungen wieder Krebs bekommst, dann werden Dir die Ärzte eben noch mal da durch helfen! Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Solange bis Du tot bist.
Sei Dir Deiner Krankheit immer bewusst
Ab dem Zeitpunkt Deiner Diagnose, darfst Du Dich niemals wieder gesund fühlen. Du darfst Angst haben, in Panik geraten, hilflos sein oder Schmerzen und Selbstmitleid empfinden. Aber fühle Dich nicht gesund. Das wäre einfach nicht in Ordnung. Du bist eine Krebspatientin und wirst das immer bleiben. Auch wenn man es Dir nicht ansieht, wieviele Chemotherapien und Operationen Du schon hinter Dir hast. Du darfst niemals vergessen, wo Dein Platz ist und was Du bist. Dein Platz ist im Krankenhaus, Du bist Krebspatientin. Dein Gehirn gehört der Psychoonkologin oder dem Neurologen, Deine Organe dem Radiologen oder dem Chirurgen. Und der Onkologe wartet nur darauf, Deinen Zustand zu bewerten und Dir eine weitere Chemotherapie zu verschreiben. Verdränge nicht, wie krank Du mal warst, immer noch bist und wieder sein könntest. Leugne nicht die Gefahr, die Dir ständig im Nacken sitzt. Denke in jeder Sekunde Deines Lebens daran, dass die Gefahr eines Rückfalls besteht. Du bist nun festes Inventar im Gesundheitssystem. Und alle verlassen sich auf Dich.
Halte Dich von Gesunden fern
Denn Du gehörst nicht mehr dazu. Du bist krank und solltest die anderen Menschen, die normal und gesund sind, nicht mit Deinem Leid und Deinen Ängsten belästigen. Sie müssen irgendwas richtig gemacht haben, was Du falsch gemacht hast. Halt Dich von ihnen fern. Belästige sie nicht. Sie sind die Auserwälten. Und Du bist der Ausschuss. Wenn Du ihnen zu Nahe kommst, dann zerstörst Du am Ende noch ihre Aura. Selbst wenn die Ärzte es schaffen, dass Du für eine Weile krebsfrei bist, versuche Dich zu isolieren. Es kann ja immer wieder kommen. Verkrieche Dich in Dein Zimmer, ziehe die Decke über den Kopf und fang an, Dich zu bedauern. Rede nicht über Deine Krankheit, außer mit Dir selbst. Antworte nur, wenn Du danach gefragt wirst. Und dann antworte so kurz und uneindeutig wie möglich. Und antworte so, als wärst Du noch krank, selbst wenn Du gerade krebsfrei bist und Dich gesund fühlst. Denn das ist das, was die Menschen erwarten. Niemand hat erwartet, dass Du wieder ganz gesund wirst. Und glücklich schon mal gar nicht. .
Es kommt nicht mehr darauf an
Verändere jetzt bloß nichts. Das lohnt sich nicht mehr. Wenn Du sowieso schon Krebs hast, dann kannst Du auch gleich wieder anfangen, jeden Tag Schokolade zu essen. Iß ruhig weiter Kuchen, denn das steigert wenigstens Deine Lebensqualität in Deinen letzten Lebensjahren. Verharre getrost in Deinen schlechten Gewohnheiten. Du musst jetzt nicht mehr so leben, als hättest Du eine Zukunft. Sport treiben? Mit dem Rauchen aufhören? Gesünder essen? Wozu? Leg Dich doch ins Bett und warte in Ruhe auf Deinen Tod. Schau einfach fernsehen, bis du stirbst. Iß ruhig Fastfood, denn die nächste Chemo wird sowieso Deinen Körper so vergiften, dass es nicht mehr darauf ankommt. Vielleicht schaffst Du es ja doch noch, an etwas anderem zu sterben, zum Beispiel an einem Herzinfarkt. Dann hast Du den Krebs zwar nicht besiegt, aber Du wurdest auch nicht besiegt, weil Du ja an etwas anderem gestorben bist!
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