Zwangstherapie!

Foto von nancy http://absfreepic.com

Die Patientin sitzt frustriert, nervös und ängstlich auf ihrem bequemen Chemo-Sessel. Alle sind unglaublich freundlich zu ihr, fragen, wie es ihr geht, ob sie Nebenwirkungen spürt, während das rote Zeug in ihre Venen fließt. Ein merkwürdiges Kratzen im Hals, wie bei einer Allergie, mehr nicht.

Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker

„Die meisten Patienten können es sehr gut vertragen“, sagen sie ihr. Sie fragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, einen Zweitkrebs zu bekommen. „Es kann vorkommen, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich“, so oder so ähnlich lautet die Antwort, und: „Machen sie sich keine Sorgen, alles geht gut! Man muss auch daran glauben. Eine positive Einstellung ist sehr wichtig.“

Sie führt ein Tagebuch, in dem sie alle Nebenwirkungen notiert. Ekzeme an der Haut und den Schleimhäuten, besonders schmerzhaft im Mund, eine blutende und brennende Zunge, Schmerzen an den Gelenken bzw. Knochen, Entzündungen der Gedärme, Durchfall, Haarausfall, Seh- und Geschmacksstörungen. Mehr Allergien.

Zweimal wird die Patientin es in den nächsten Monaten während der Chemotherapie miterleben, dass etwas schief geht. Einmal schwillt einer älteren Dame, die neben ihr sitzt, durch ein Ödem, der Kopf an. Es ist gerade keine Ärztin oder Schwester bei den Patientinnen im Chemo-Raum und so beginnt sie, laut nach Hilfe zu rufen.

Kein Zuckerschlecken

Es ist kein Zuckerschlecken, das ist allen klar. Aber den meisten Leuten ist nicht klar, wie sehr es KEIN Zuckerschlecken ist. Auch ihr war das nie klar. 

Das Gift fließt in sie hinein, während sie liest, schläft oder Musik hört. Alles ist so gemütlich und sie wird davon sehr müde. Eines der Chemo-Mittel ist ein Abkömmling von Senfgas. Man befindet sich offenbar in einem Krieg.

Es ist der Krieg gegen den Krebs. Und die Gesundheit der Patienten ist der Kollateralschaden, der in Kauf genommen wird. Die Nebenwirkungen, die wieder verschwinden, sind erträglich. Es sind die langfristigen Nebenwirkungen, die töten können.

Die Patientin hat früher auch gedacht, dass es eine einfache Gleichung ist. Patient geht ins Krankenhaus + Krankenhaus macht Therapie = Patient gesund. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. 

Nichts für Medikamenten-Sensitive

Nach der Chemo-Sitzung, die einige Stunden dauern kann, muss die Patientin Cortison und mindestens drei Pillen gegen Übelkeit einnehmen. 

Sie hasst es, so viele Medikamente nehmen zu müssen, denn sie hat öfter Nebenwirkungen, als andere Menschen. Manche Ärzte tendieren dazu, ihr das nicht zu glauben. Würden nur mehr Menschen offener über ihre Nebenwirkungen sprechen! Aber die meisten glauben, sie müssen es aushalten.

Ohne diese Begleitmedikamente ist eine Krebstherapie viel zu gefährlich. Aber auch die Begleitmedikamente können Nebenwirkungen auslösen, wie zum Beispiel die Durchfallmedikamente, das Kortison oder auch die Antibiotika.

Das war erst der Anfang

Es beginnt: die vielen Voruntersuchungen, das hin- und herfahren, an- und ausziehen, betastet und durchleuchtet werden, Tausende Nadelstiche, stundenlanges warten.

Dann Ultraschall, Mammografie, Knochenszintigrafie, radioaktive Markierungen, Wächterlymphknoten-OP und das Einsetzen des Ports, das alles hat ihr schon gereicht. Doch das war nur der Anfang. Die Voraussetzung, für die eigentliche Therapie!

Woher kommt der verdammte Krebs?

Man findet es nie heraus, denn unsere Welt ist voller Kanzerogene. Dagegen kämpft niemand.

Raucher können die Tabakkonzerne verklagen. Wer in der chemischen Industrie arbeitet, kann vielleicht auch eine Art Schmerzensgeld dabei herausschlagen. Dann ist die Ursache klar. Immerhin, denkt sie.

Aber nützt das Geld etwas, wenn man stirbt? Sie überlegt, was Geld noch wert ist, wenn der Körper nie wieder so sein wird, wie er war. Wenn man niemals wieder ganz gesund wird. Gesundheit kann man sich nicht kaufen, aber mit Krankheiten Geld verdienen, das geht anscheinend ganz gut.

Gegen den Krebs wird mit allen Mitteln gekämpft, jedoch nicht gegen die Ursachen. Und das findet sie bis heute unerträglich. Da können diese Chemo-Sessel noch so bequem sein.

Ablehnung und Zustimmung

Sie hat den Ärzten Briefe geschrieben, weil sie es schwer fand, mit ihnen direkt zu reden. Sie war immer so nervös, dass sie alles vergaß. In ihren Briefen lehnt sie den ersten Teil der Therapie ab. „Lesen sie nicht so viel“, sagt man ihr dann und „man darf nicht alles glauben, was man im Internet liest.“

Man sagt ihr, dass man die Therapie ohne diese beiden Kanzerogene nicht empfehlen kann und sie dann gar nicht behandeln würde. Aber auch die Suche nach Zweitmeinungen bringt nichts. Es gibt ein weiteres Behandlungsschema mit dualer Blockade und einer Platinverbindung, wovon ihr aber abgeraten wird, weil es noch mehr Nebenwirkungen hat. Auch Platinverbindungen sind Kanzerogene.

Ein anderer Arzt sagt, er könne sie so behandeln, wie sie das will, sie müsse dann aber damit rechnen, dass die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt.

Gibt es überhaupt echte Zweitmeinungen? Schließlich geht man zu dem neuen Arzt mit den Ergebnissen der ganzen Voruntersuchungen aus der alten Klinik, die sonst alle wiederholt werden müssten. Und das will niemand! Hinzu kommt, dass sie es sich nicht leisten kann, in eine Klinik zu gehen, die weiter weg ist.

Und nun sitzt sie wieder hier und beides fließt nacheinander in sie hinein. Tropfen für Tropfen. Sie hat unterschrieben, dass sie einverstanden ist. Und doch ist sie es nicht. Sie hatte einfach keine andere Wahl.

Sinn Und Unsinn

Sie weiß, dass man nicht alles glauben darf, was man im Internet liest. Aber die Beipackzettel der Medikamente findet sie ja auch im Internet. Epirubicin und Cyclophosphamid: ein Abkömmling von Senfgas. Beide Medikamente können wieder Krebs auslösen. Sie will das alles nicht noch einmal durchmachen müssen. Das müsste jeder verstehen können, oder?

Die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen werden auf manchen Internet-Seiten viel ausführlicher beschrieben, als beim Aufklärungsgespräch. Dabei stößt sie auch darauf, dass es Wechselwirkungen zwischen ihren  fünf Medikamenten gibt.

Epirubicin ist ein Kanzerogen, kann aber auch das Herz nach Jahren noch schädigen. Herzeptin, ein zielgerichtetes Medikament, ist ebenfalls nicht harmlos, sondern potentiell herzschädigend. 

Produktinformation Herzeptin:

Zitat: “(…)Patienten, die mit Herceptin behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer KHI (New York Heart Association [NYHA] Klasse II-IV) oder einer asymptomatischen kardialen Dysfunktion. Diese Ereignisse wurden bei  Patienten beobachtet, die eine Therapie mit Herceptin allein oder in Kombination mit Paclitaxel oder Docetaxel erhielten, und insbesondere im Anschluss an eine anthrazyklinhaltige (Doxorubicin oder Epirubicin) Chemotherapie. Diese können mäßig bis schwer sein und wurden mit Todesfällen in Verbindung gebracht (…)” Zitatende

Trotzdem war das die Standardtherapie bei Her2+ Brustkrebs und genau das, was sie bekam. Dass sich diese Stoffe in ein paar Stunden oder Tagen aus dem Körper verflüchtigt haben, hält sie für eine weitere Ärztelüge. Medikamente und andere Stoffe, können im Fettgewebe oder im Knochen gespeichert werden und so nach vielen Jahren noch Nebenwirkungen auslösen. Das ist medizinisches Allgemeinwissen.

Angst, die eigentliche Krankheit

Sogar die Frauen aus der Facebook Gruppe neigten dazu, die Patientin für ihre Ansichten anzugreifen. Sie sollte doch die Klappe halten und die Therapie machen, den Ärzten nicht widersprechen. Denn das Thema löst Angst aus. Und Angst ist eine ansteckende Krankheit, selbst wenn die Gründe, aus denen man Angst hat, gerechtfertigt sind.

Niemand will Angst haben. Es ist kein gutes Gefühl. Ärzte machen PatientInnen Angst vor Krebs, damit diese der Therapie zustimmen. Das schon. Dadurch erscheint die Therapie den PatientInnen als Segen, egal, wie schlimm alles ist. Doch die Angst vor der Therapie, da sind sich alle einig, die ist kontraproduktiv. Denn man hat ja keine Wahl.

Die Angst vor dem Krebs war genauso kontraproduktiv, denn sie brachte ganz normale Menschen dazu, etwas zu akzeptieren, was nicht akzeptabel war. Therapie mit Kanzerogenen und Senfgasderivaten.

Die Patienten sind von Angst und Panik betäubt. Sie befinden sich ab dem Zeitpunkt der Diagnose im Zustand einer Posttraumatischen Belastungsstörung! Niemand stellt Ärzte in Frage. Man hält lieber die Klappe. Besonders in Deutschland…

Krebs-Therapien würden kommen und gehen, aber die Nebenwirkungen würden immer potenziell tödlich sein. Denn, wie einer der Ärzte ihr sagte: „Ohne Nebenwirkung keine Wirkung!“

Dumme Sprüche als Gewaltform

Das war noch lange nicht der dümmste Spruch, den sie sich während der Therapie anhören musste. Ganz am Anfang ihrer Therapie wurde eine Frau von einer Gruppe alternder Ärzte ausgelacht, weil sie gefragt hatte, ob ihre Brust brusterhaltend operiert werden könne.

Gemeinsam riefen die mindestens fünf erwachsenen Männer im weißen Kitteln lachend, spottend und laut grölend : “Amputieren, amputieren!”

Diese Situation würde die Patientin nicht so schnell vergessen. Andere Patientinnen saßen drum herum, denn alles geschah im Wartebereich für Ultraschall und Mammographie. Ob sich danach noch eine von den Frauen traute, die Frage nach Brusterhalt zu stellen? 

Später kamen zwei von ihnen zurück und boten den Frauen sogar lauthals Geldprämien an, wenn sie sich die Brüste amputieren lassen würden. Manche Menschen wissen einfach nicht, wo die Grenze ist.

Einfühlungsvermögen? Fehlanzeige!

Sie biss die Zähne zusammen und bildete sich ein, dass die erhöhte Aufmerksamkeit, die ihr Ärzte manchmal entgegenbrachten, echtes Interesse war. Doch das war es nicht. Es war anstrengende, professionelle und gespielte, unehrliche Freundlichkeit. Und irgendwo in ihrem Unterbewusstsein wusste die Patientin das auch.

Sie hatte Einfühlungsvermögen und konnte sich vorstellen, wie es war, diese Arbeit zu machen. Stressig. Ständig unter Zeitdruck. Ständig Tausende Symptome im Kopf zu haben und zu wissen, wie man darauf reagieren soll. Der Zwang, eine bestimmte Anzahl dieser oder jener Operationen zu liefern, unabhängig davon, ob gerade genügend passende Patientinnen dafür da waren.

Die Patientin fing an, viel zu reden, erzählte jedem alles. Sie sah, wie die Leute, auch Ärzte, ihr mit leerem Blick zuhörten. Sie hörten nicht wirklich zu. Niemand hört sich gern Gejammer und Wehklagen an. Oder die Kritik an einer Therapie, die niemand ändern kann oder will. Oder die Kritik an Kollegen!

Zusätzlich sagte auch noch jeder Arzt etwas anderes. Aber das war sicher besser, als kollektiv angelogen zu werden. 

Warten auf den nächsten Krebs

Ihr wurde bewusst, dass Nachsorgetermine nur einem Zweck dienten: darauf zu warten, dass der Krebs wiederkommt. Sie fragte sich, ob diese Ärzte sich manchmal unbewusst den nächsten Krebs regelrecht herbeisehnten und wie empfänglich die geschändeten Körper der Patientinnen dann für solche unterschwelligen Signale waren. Wenn ein Arzt nichts mehr findet und einen enttäuschten Gesichtsausdruck macht, statt sich zu freuen.

Nach ca. zwei Jahren bekam sie massive Probleme und ging mit einem Eierstockabszess freiwillig wieder ins Krankenhaus. Es wurden resistente Krankenhauskeime festgestellt. Sie bekam zwei Wochen drei verschiedene Antibiotika und sollte dann operiert werden. 

Bei der ersten gynäkologischen Untersuchung, verspürte sie schlimme Schmerzen und sagte das dem Arzt, der wild und rücksichtslos überall herumdrückte. Er sagte: „das können wir dann später alles mit wegoperieren!“

Am liebsten wäre sie einfach gegangen. Doch sie war wieder krank und sie wusste, dass sie der Krankheit nicht davon rennen konnte. Also ertrug sie wieder alles, als wäre sie ein extra dafür gezüchteter Krankenhauszombie.

Sie weigerte sich, den Ärzten einen Freifahrtschein zu geben, während sie narkotisiert war. Schon vor der Operation gab sie ihren Notfallausweis einer Schwester. Da standen auch ihre Medikamenten-Allergien drauf. Der Arzt bekam aber den Ausweis nicht.

Die Patientin sprach mit einem Narkosearzt über ihre Probleme mit den Schmerzmitteln und er versprach ihr, eine Alternative bereit zu halten. Ihr Aufklärungsbogen war angeblich plötzlich verschwunden.  Dort hatte sie genau mit einem Arzt besprochen, wie die Operation ablaufen sollte.

Sie hatte sich so etwas schon gedacht, aufgrund ihrer Erfahrungen. Darum kam sie zur Operation mit einem ausgedruckten Zettel. Sie war sogar vor der Operation zur Polizei gegangen!

Einer der Ärzte hatte ihr einen Zettel vor die Nase gehalten, den sie angeblich unterschrieben haben sollte. Es war aber nicht ihre Unterschrift. Diese Tatsache und der Arzt, der ihr bei der gynäkologischen Untersuchung “alles mit entfernen” wollte, führte zu dem Gang zur Polizei. Zusätzlich erinnerte sie sich an zwei Vorkommnisse ihrer früheren Therapie. Eine Untersuchung an den Genitalien, die nie irgendwo dokumentiert wurde und eine sexuelle Belästigung, direkt nach der Lymphknoten-Op. 

Direkt vor der Operation zeigte eine junge Mitarbeiterin der Gynäkologie der Patientin  einen bunten Bogen, den sie unterschreiben sollte, mit der Begründung, dass der original Aufklärungsbogen ja weg sei. Doch auf diesem Bogen stand ein falsches Geburtsdatum und eine andere Adresse. Außerdem war eine Allergie angegeben, welche die Patientin gar nicht hatte. Als sie sagte, dass das nicht ihr Bogen sei, unterschrieb die Mitarbeiterin einfach mit dem Namen der Patientin!

Der betroffene Eierstock und die Zyste wurden trotz allem per Laparoskopie an dem Tag entfernt, denn die Patientin bestand darauf, dass sie so nicht weiter leben könnte. Sie hatte drei Tage zu Hause und einen Abend im Krankenhaus die schrecklichsten Schmerzen ertragen müssen. Da sie sich ursprünglich über die Notaufnahme angemeldet hatte, konnten die Ärzte sie nicht einfach so nach Hause schicken. Sie folgerte, dass es etwas damit zu tun hatte, dass sie den Ärzten auf dem Aufklärungsbogen keinen Freifahrtschein gegeben hatte. 

Der Alptraum einer Operation

Die Entfremdung, die sie zuvor durch die Brustamputation mit ihrem Oberkörper durchgemacht hatte, fand nun an ihrem Unterkörper statt. Sie bekam Instrumente in die Harnröhre und Gebärmutter eingeführt, was dazu führte, dass sie in der Folge der Operation lange keinen echten Harndrang mehr fühlte und dass sich Blasen an der Gebärmutter bildeten. Der Gebärmutterhals wurde noch empfindlicher, so dass ein Krebsabstrich noch eine Woche lang schmerzhaft zu spüren war. Darum lehnte sie weitere Krebsabstriche ab, was ihre Frauenärztin aber nicht besonders interessierte.

Die eigentliche Operation fand durch den Bauchnabel und zwei weitere Öffnungen statt. Während der Operation wurde sie wach und wusste nicht mehr, wo sie war. Sie sah sie einen Mann, der sie verspottete. Als sie aufsprang, um sich zu wehren, merkte sie, dass die Instrumente in ihrem Bauch steckten und sie immer noch im Krankenhaus war. Das Personal half ihr dann zurück auf die Operations-Liege. Das Ganze kam ihr inzwischen wie ein schlechter Witz vor. Eine Erklärung bekam sie dafür nicht.

Entgegen der Abmachung wurde ein Schnellschnitt-Test durchgeführt. Die Ärzte fanden angeblich wieder Krebs. Sie weigerte sich jedoch, dieses Ergebnis anzuerkennen, denn sie vertraute dem Arzt nicht. Es wurden später noch ein sinnloser Test gemacht, den sie nirgendwo auf Infoseiten erklärt fand, bis angeblich nichts mehr von der Probe übrig war. 

Die Ärzte hatten sogar unterschiedliche Meinungen darüber, wie groß der angebliche Krebs war. Sie glaubte ihnen inzwischen gar nichts mehr. Um sicher zu sein, dass die anderen Organe frei von Krebs waren, hätte man diese entfernen und histologisch untersuchen müssen, sagte man ihr. Denn diese verflixten winzigen Krebs Partikel sind ja wirklich überall! Sogar in gesunden Menschen! Man fing an, ihr zu erzählen, dass ein reicher Typ sie belohnen würde, wenn sie einer Totaloperation zustimmen würde. Sie fühlte sich, wie im falschen Film und sagte immer wieder, dass sie so Jemanden nicht kenne und auch nicht kennen wolle.

Die eigentliche Operation dauerte laut Chefarzt gerade mal eine 3/4 Stunde. Sie war morgens ganz früh im Krankenhaus erschienen, wachte aber erst um ca. 15 Uhr Nachmittags wieder auf. Was in der Zwischenzeit mit ihr passiert war, wusste sie nicht und niemand erklärte es ihr.

Sie war nackt. Niemand hatte daran gedacht, sie zuzudecken. An die vielen Male, die sie während der Operation aufgewacht war, konnte sie sich kurz darauf schon nicht mehr erinnern. Als sie schließlich in den Aufwachraum geschoben wurde, musste sie schon wieder, genau wie damals bei der Lymphknoten-OP, um Schmerzmittel betteln, obwohl sie zuvor Bescheid gegeben hatte! Und wieder wurde sie mit dem unwirksamen Mittel bis zur Höchstdosis vollgepumpt, bis sie endlich etwas bekam, was ihre extrem starken Schmerzen linderte. Dafür kam der Narkosearzt mit einer Spritze.

Weils so schön war, gleich noch mal

Bei einer Nach-Besprechung sagten die Ärzte ihr noch einmal klar und deutlich, was für ein gefährlicher Krebs das ja sei und dass sie ohne die Therapie sterben würde. (Nocebo-Effekt) Eine Doppelbefundung sei nicht möglich, nötig oder üblich.  Dabei wurde die Probe im Befund als “ähnlich wie” betitelt und blieb ohne Doppelbefundung. Über die Größe des angeblichen Krebses gab es weiterhin unterschiedliche Meinungen.

Über die Ursache der Zyste oder die resistenten Krankenhauskeime wollten die Ärzte nicht so gerne sprechen. 

Nebenbei wurde ihr gesagt, dass dieser angebliche neue Krebs häufiger als Zweitkrebs auftrat „bei der Kombination der Medikamente, die sie bei ihrer Brustkrebstherapie bekommen“ hätte. Die Medikamente also, bei denen sie von Anfang an das Gefühl gehabt hatte, sie müsste sie verweigern.

Die Ärzte freuten sich: keine Metastase! Nur ein Zweitkrebs. Juhu! Das sei in der Tat sehr gut, so einer der Ärzte, denn dann könne man ihr noch einmal eine komplette Chemo geben und keine mildere Therapie, wie man es palliativ macht.

Noch eine Chemo? Nach nur zwei Jahren? Sie litt immer noch unter den Nebenwirkungen. Manchmal Blut in der Nase, Hautprobleme, weicher Stuhlgang, Gelenk- bzw. Knochenschmerzen, Organschmerzen, Probleme mit den Augen, Narbenschmerzen, Allergien, Geschmacksstörungen, Kribbeln in den Finger- und Zehenspitzen.

Man versicherte ihr, sie könne noch eine Chemo vertragen, denn sie hätte bisher ja alles so gut vertragen. Das war einfach nur ignorant. Und darum sagte sie diesmal „Nein“ zu allem.  Es half auch nicht, dass man ihr versprach, dass sie bei Absolvierung einer weiteren Therapie noch mal eine tolle Reha verschrieben bekäme. Aber halt nur beim Abschluss einer kompletten Therapie.

Übergang zur Selbsttherapie

Sie fing danach an, selbst zu recherchieren, und fand einige Präparate, die helfen könnten. Es gab dazu sogar Studien, trotzdem spielten diese Präparate in der Krebstherapie außerhalb von Studien keine Rolle.

Sie würde diese Präparate nun ein Leben lang nehmen, denn die Ärzte hatten es nicht nur geschafft, ihr Angst zu machen. Sie war außerdem fest entschlossen, nie wieder ein Krankenhaus von Innen zu sehen. Zumindest nicht für eine Krebstherapie.

Daran, dass diese natürlichen Mittel auch Nebenwirkungen auslösen könnten, hatte sie aber nicht gedacht. Über solche Nebenwirkungen erfuhr man in Deutschland auch nur selten etwas. In Deutschland wird man sehr oft belogen. 

Der Krebs-Krieg

Ohne genügende Körper, die dem Krieg gegen den Krebs geopfert werden, kann kein Arzt eine anständige Studie machen. Dann gibt es keine geschönten Statistiken, die man den Patientinnen um die Ohren schlagen kann. Die Studien sollen begründen, warum es gefährlicher ist, die gefährliche und menschenverachtende Therapie nicht zu machen.

Sie dachte darüber nach, dass Krebstherapie-Verweigerer zu Helden werden, wenn man sich vorstellt, dass es der Krieg eines irrsinnigen Diktators sei, den sie verweigerten. Ein Diktator, der Senfgas benutzt, nicht nur gegen Soldaten, sondern gegen die Zivilbevölkerung, gegen Senioren, Frauen und Kinder.

Die Verweigerer wurden vielleicht hingerichtet, aber sie wurden zu Helden. Und auf der anderen Seite saß der Krebs. Passiv, aber wachsend. Die Patientin war überzeugt davon, dass der meiste Krebs zu verhindern sei, durch die konsequente Bekämpfung von Kanzerogenen. Was aber niemand für nötig hielt.

Das war der gesellschaftliche Konsens. Die Standardtherapie hatte gefälligst zu helfen, sie abzulehnen war purer Wahnsinn. Und niemand sollte auf die Idee kommen, etwas gegen Kanzerogene zu tun, weil das die Wirtschaft schädigte.

Junge zeigt Heilpraktiker an?

Eines Tages, drei Jahre danach schlug die Patientin von damals die Zeitung auf und las die Schlagzeile: „Fünfjähriger verklagt Heilpraktikerin.“

Die Mutter des Jungen war gestorben. Natürlich verklagte nicht der Junge die Heilpraktikerin, sondern sein Vater, denn seine Frau war an Krebs gestorben, nachdem sie zur Heilpraktikerin gegangen und eine Strahlentherapie abgebrochen hatte.

In einem kurzen Satz hieß es, dass sie vermutlich auch mit der Strahlentherapie gestorben wäre. Trotzdem machte der Mann sich die Mühe, die Heilpraktikerin zu verklagen. Was versprach er sich davon?

Das brachte die Patientin wieder zum Nachdenken, warum sie eigentlich niemanden verklagen konnte. Sie hatte von der ersten Therapie angeblich einen viel schlimmeren Krebs bekommen, weil ihr niemand erlaubt hatte, auf zwei Medikamente zu verzichten, die bekannte Kanzerogene sind. Aber immerhin lebte sie noch.

Die Frau war gestorben. Das ist tragisch und es tat ihr unendlich leid, besonders für den Jungen, der das überhaupt nicht verstehen konnte. Die Trauer des Ehemannes konnte sie nachvollziehen.

Sie hatte auch schon Menschen an den Krebs verloren, aber soweit sie wusste, war keiner von ihnen in Behandlung bei einem Heilpraktiker gewesen. Sie selbst auch nie. Alle diese Bekannten hatten die normale Therapie gemacht, wie es sich gehört. Und sie waren gestorben und niemand hatte die Ärzte oder die Klinik danach verklagt. Warum eigentlich nicht?

Gleiches mit Gleichem

Sind nicht alle Ärzte genau wie Heilpraktiker? Sie verschreiben oft genug Medikamente, die genau das auslösen, was sie heilen sollen. Zum Beispiel Antidepressiva, die zu Selbstmordgedanken führen. Oder Krebsmedikamente, die Krebs auslösen. Gleiches mit Gleichem. Typisch Heilpraktiker.

Aber man kann die Ärzte nicht verklagen, wenn die Standardtherapie scheitert. Es steht ja in der Leitlinie, dass es die beste Therapie ist. Ärzte haben den Freibrief, alles falsch zu machen, solange es in der Leitlinie steht, die sie selbst geschrieben haben. Und die Patienten geben dafür ihr Einverständnis. Zusätzlich wird man als Patientin noch wie ein Stück Fleisch behandelt.

Wenn Angehörige, Ärzte, Freunde, Bekannte und Familie die Patientin soweit bearbeitet haben, dass sie endlich die Therapie macht, dann muss sie all die Schmerzen und die Ängste alleine fühlen. Sie muss mit den Ärzten klarkommen. Mit dem, was mit ihr dort passiert. Was zu ihr gesagt wird. Und sie allein muss mit den Nebenwirkungen weiterleben. 

Es kam ihr vor, als würde unsere Gesellschaft sich von dem Leid einzelner Personen ernähren. Wie ein riesiges parasitäres Ungeheuer. Diese Gesellschaft war ein einziges, großes ekelhaftes Krebsgeschwür. Und Ärzte waren ein Teil davon.

Zwang ist kein gesunder Weg

Sie erfuhr aus dem Artikel nicht, wie viele Chemotherapien diese Mutter vorher schon durchgemacht hat. Vielleicht war die Strahlentherapie der absolut letzte Versuch.

Eine Therapie mit Kanzerogenen abzulehnen, ist nicht verrückt, sondern ein Zeichen von gesundem Menschenverstand. Zumal es heute so viele andere Medikamente und Ansätze gibt. Trotzdem wird an dem alten, menschenverachtenden System festgehalten.

Sich zu weigern, das ist Selbstbestimmung. Genau die Selbstbestimmung, die bei der Diskussion um die Erlaubnis der kommerziellen Sterbehilfe noch eine so große Rolle gespielt hat. In der Krebstherapie gibt es diese Selbstbestimmung fast gar nicht. Sich zu weigern, ist die einzige Alternative.

Mit der Verweigerung einer Therapie kann kein Geld generiert werden. Mit geplanter Obsoleszenz bei Krebs-PatientInnen jedoch schon.

Die Folgen einer Zwangstherapie

Sie spürte, wie sie Misstrauen und Wut gegenüber Ärzten entwickelte und am liebsten nie mehr in ihrem Leben ins Krankenhaus gehen wollte. Die Erinnerungen an das Erlebte verfolgten sie weiter.

Sie hatte die Klappe gehalten, aus Angst, dass man sie wieder wegschicken würde und dass sie im Notfall nirgendwo hingehen konnte. 

Sie wusste, dass Zwang einfach alles zerstört und selbst ein massiver Angriff auf die Gesundheit ist. Umso schlimmer, wenn dann noch echte Angriffe, sei es verbal, körperlich oder geistig hinzu kommen.

Sie fühlte sich hilflos, weil ihr bewusst geworden war, dass sie in einer Gesellschaft lebte, in der es sozial akzeptierten Zwang gab.

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